Im Jahre 1927 wurde unser Frankenthal von einem Brandstifter heimgesucht. 

Insgesamt gab es sieben Brände in den Monaten Mai bis Juni und zwei weitere im Oktober und November. 

09. Mai - Pfarrscheune, Rammenauer Straße 1

Nachts gegen halb 1 ertönte Feueralarm im Dorf. Es brannte eine mit Stroh gedeckte und aus Holzfachwerk bestehender Stall und Schuppen. Sämtliche Baulichkeiten brannten bis auf die Grundmauern nieder. Dank der Bauweise der Nachbarhäuser und der Windstille bestand für diese keine Gefahr. Der Brandherd wurde bereits von Passanten im Entstehen bemerkt. 

Zur Brandbekämpfung erschienen die Spritzenmannschaften der Feuerwehren Großharthau, Rammenau, Goldbach und Geißmannsdorf. 

11. Mai - Wohnhaus mit Scheune, heute Hauptstraße 39

Am Mittwochabend gegen halb 11 ertönte erneut Feueralarm in Frankenthal. Es brannte ein bewohntes Mietshaus, einstöckig und mit Stroh bedeckt mit angebauter Scheune. Aufgrund der Bauweise war an eine Rettung des Anwesens nicht zu denken, es brannte bis auf die Grundmauern nieder. Auch das Hab und Gut der Bewohner sowie einige landwirtschaftlichen Maschinen und Strohvorräte des Hausbesitzers vielen den Flammen zum Opfer.

Zur Unterstützung der Frankenthaler Wehr eilten die Spritzen der Wehren Großharthau, Goldbach, Rammenau, Hauswalde, Bretnig und Bischofswerda. 

22. Mai - Wohnhaus, Langer Weg 1 und versuchte Brandstiftung Wohnhaus Hauptstraße 20

Sonntag früh gegen 4 Uhr erklangen erneut Feueralarmsignale, mitten in den Festigkeiten des Feuerwehrverbandstages in Frankenthal.  

Wiederum brannte ein einstöckiges mit strohbedecktes Wohnhaus mit Scheune. Wegen der Bauweise des Anwesens griff das Feuer mit einer solchen Schnelligkeit um sich, dass eine Rettung nicht möglich war. Ein benachbartes, ebenfalls mit strohbedecktes Wohnhaus war ebenfalls in Gefahr, doch infolge des intensiven Eingreifens der Wehren und begünstigt durch Regen gelang es dieses zu erhalten. 

An auswärtigen Wehren und Spritzen waren Großharthau, Rammenau und Goldbach erschienen. 

Nachträglich wurde ein weiterer Brandherd, an dem mit Mühe erhaltenem Nachbarhaus entdeckt, welcher aber nicht fortbrannte. 

26. Mai - versuchte Brandstiftung, Am Stadion 1

Am Himmelfahrtstag gegen halb 1 Uhr steckte der Brandstifter das nunmehr vierte Anwesen in Brand.

Wieder handelte es sich um ein einstöckig mit strohbedecktes Wohnhaus mit angebauter Scheune unmittelbar neben dem Erbgericht. Heimkehrende Gäste des Erbgerichtes bemerkten das Feuer rechtzeitig und alarmierten die Nachbarn und die Feuerwehr, welche schnell zur Stelle waren. 

Aufgrund vorherigen Regens war das Stroh nass, sodass es diesmal gelang das Feuer zu bewältigen und das Anwesen zu erhalten. 

05. Juni - Scheune, Alte Straße 3

Am ersten Pfingstfeiertag früh um dreiviertel 5 ertönte wieder der Feueralarm im Dorf.

Es brannte die zum Teil noch mit Stroh bedeckte und aus Fachwerk bestehende Scheune, welche dem Feuer vollständig zum Opfer fiel. Der angrenzende Schuppen mit Stallgebäude und Wohnhaus waren in großer Gefahr, konnten aber gerettet werden. Durch das schnelle Umsichgreifen konnte nur ein Teil der in der Scheune aufbewahrten Maschinen und Wirtschaftsgegenständen gerettet werden. 

Zur Hilfe eilten die Feuerwehr Goldbach, Großharthau, Rammenau, Hauswalde und Bretnig. Da der Brand diesmal bei Tageslicht ausbrach, ist zu vermuten, dass der Verbrecher mit einer auf Zeitberechnenden Zündvorrichtung gearbeitet hat.

06. Juli - versuchte Brandstiftung, Hauptstraße 49

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag versuchte der Brandstifter erneut eine Scheune zu entzünden. 

Als ein Wirtschaftsbesitzer am Donnerstagmorgen in seine Scheuen trat, bemerkte er einen Brandherd auf dem Fußboden seiner Scheune. Die nähere Besichtigung ergab, dass der Brandstifter von außen durch eine schadhafte Stelle des Tores zunächst Zeitungspapier gesteckt und mit dem in der Scheune lagernden Stroh in Verbindung gebracht hatte. Nur dem Umstand, dass die dort lagernde Strohmenge zu klein war, war es zu verdanken, dass das Gebäude nicht in Flammen aufging. An der Brandstelle vor dem lagen noch mehrere angebrannte Streichhölzer. 

11. Juli - versuchte Brandstiftung Hauptstraße 30

In den frühen Morgenstunden um viertel 4 wurde wieder ein Brandstiftungsversuch verübt.

Diesmal handelte es sich um ein unbewohntes, einstöckiges mit Stroh bedecktes Wohnhaus. Der Täter hatte das Strohdach über der Haustür in Brand gesteckt. Das Feuer wurde durch Zufall sofort entdeckt, und da sich infolge der Dachfeuchtigkeit die Ausbreitung sehr verzögerte, gelang es, den Brand zu löschen. 

Eine entdeckte Radspur lies darauf schließen, dass der Täter mit dem Fahrrad flüchtete, jedoch konnte die Spur nicht verfolgt werden.

17. Oktober - Scheune des Ritterguts

Großfeuer durch Brandstiftung - Montag Nacht gegen halb 2 wurde nach viermonatiger Pause wieder Feueralarm ausgelöst. 

Es brannte die Große, mit Ernte gefüllte Rittergutscheune. Das Brandobjekt entwickelte wegen des reichlichen Brandgutes eine gewaltige Glut und griff mit großer Schnelligkeit um sich. Auch die Windbedingungen und die Wasserverhältnisse waren sehr ungünstig, so stand das Rittergut in großer Gefahr. 

Es gelang durch schnelles eingreifen der Wehren das Feuer auf den Brandherd zu beschränken. Außer der Frankenthaler Wehr, welche mit ihren zwei Spritzen erschien, folgten noch Großharthau, Hauswalde, Rammenau, Goldbach und Bretnig. 

Es wurden etwas 1000 Schock Getreide, die Dreschmaschine mit Motor, viele Landwirtschaftliche Maschinen, ein großer Teil der Wirtschaftsgeräte und vier Wirtschaftswagen vernichtet. Laut einem Bericht soll dieser Brand 36 Stunden lang bekämpft wurden sein.

30. November - Scheune, Kurzer Weg 3

 In der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 12 Uhr ertönte erneut Feueralarm. 

Es brannte eine aus Holzfachwerk bestehende und mit Stroh gedeckte Scheune. Das dicht anliegende Wohnhaus, ebenfalls mit Stroh gedeckt, war in größter Gefahr, es hatte bereits Feuer gefangen. Nur dank der äußersten Anstrengung Feuerwehr und dem Umstand, dass das Dach nass war und Windstille herrschte, ist es zu verdanken, dass die Gebäude gerettet werden konnten. 

Die gesamte Ernte, Maschinen, Wagen und viele Wirtschaftsgeräte wurden vernichtet. Zur Brandbekämpfung erschienen ebenfalls die Wehren aus Großharthau, Goldbach, Rammenau und Bischofswerda.

Frankenthaler Brandstifter verurteilt

Ende Oktober 1927 wurde ein Frankenthaler, welcher 1926 in die Feuerwehr eingetreten war, verurteilt. Der Mann wurde vorgeworfen, für sechs Brandstiftungen und zwei versuchten Brandstiftungen verantwortlich zu sein. Der Täter stritt dieses ab, doch die Beweisaufnahme ergab, dass er fast von Anfang an in der öffentlichen Meinung als Brandstifter gegolten hatte. 

In der Feuerwehr zeigte sich der Täter als sehr diensteifrig, die Brandstellen lagen alle in der näheren Umgebung seiner Wohnung und waren meist nachts nach Festlichkeiten in Frankenthal und Umgebung. Diese Veranstaltungen soll der Täter immer vor Brandausbruch verlassen haben und wurde kurz vor oder nach Ausbruch der Brände in der Nähe der Betroffenen Gebäude gesehen. Er war oft der Erste am Brandplatz oder hatte zuerst Feueralarm gemacht und konnte nicht Nachweisen wo, er sich zu diesen Zeitpunkten aufgehalten habe. Auch seine Bemerkungen gegenüber dritten Personen zeugten von seiner Schuld.

Er wurde zu 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. 

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